Noch immer gibt es Arbeitgeber, die meinen, jeder Mitarbeiter müsse grundsätzlich alle Schichten arbeiten. Joachim Prölß, Pflegedirektor der Uniklinik Eppendorf (UKE) in Hamburg, gehört nicht dazu. „Wir brauchen unkonventionelle Modelle“, sagt er. „Wir müssen jede Arbeitszeit anbieten, die sich eine Mutter oder ein Vater vorstellen kann. Nur vormittags von 8 bis 12 Uhr, nur am Wochenende, nie am Wochenende, nie Nachtdienst, nur Nachtdienst – alles muss möglich sein.“ 250 lebensphasenorientierte Arbeitszeitmodelle bietet das UKE inzwischen an. Sicherlich hat eine Universitätsklinik ganz andere Möglichkeiten als ambulante Pflegedienste. Doch auch diese können einiges unternehmen: Es lohnt sich zu schauen, ob sich die Arbeit anders organisieren lässt, wenn eine Pflegefachperson nur zu bestimmten Zeiten zur Verfügung steht.
Mitarbeiterorientierter Dienstplan und flexibles Zeitmanagement
Intensive Gespräche mit Mitarbeitern ergeben oft ganz neue Perspektiven, meint der auf ambulante Pflege spezialisierte Berater Birger Schlürmann: So könnte sich herausstellen, dass einer Mitarbeiterin ein geteilter Dienst mehr als recht ist, weil sie so am Mittag oder frühen Nachmittag vielleicht Dinge erledigen kann, die sie sonst nicht erledigen kann. Eine andere ist vielleicht froh, mehr an Wochenenden und Feiertagen arbeiten zu können, weil sie die Zuschläge gut gebrauchen kann. Es schadet auch nicht, so meint der Berater, an die Flexibilität der Kunden zu appellieren. Das Duschen lässt sich eventuell gut von 7 auf 9 Uhr verlegen. Die Patienten mit „einmal wöchentlich duschen“ können auch ab 11 Uhr und später versorgt werden.
Je stärker vernetzt, desto flexibler
Anne Brüne vom privaten Forschungs- und Beratungsinstitut Great Place to Work hat im Zuge der „Fachkräfte- und Qualifizierungsinitiative“ im Auftrag des Landesgesundheitsministeriums ambulante Dienste beraten und an Handlungsempfehlungen für die Pflege in Rheinland-Pfalz mitgearbeitet. Für sie steht fest: Ambulante Dienste könnten viel familienfreundlicher und flexibler agieren, wenn sie sich regional vernetzen würden.
Autorin: Kirsten Gaede
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