Esther Ehrenstein, Mitglied des Vorstandes der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz hat sich den aktuellen Entwurf genauer angesehen. "Der erarbeitete Standard weicht vom bisherigen Schema der Expertenstandards ab und stellt einen Paradigmen wechsel für die Pflege dar".
"Am 6. Oktober fand die 9. Konsensus-Konferenz mit der Vorstellung des neuen Expertenstandard-Entwurfs „Beziehungsgestaltung in der Pflege von Menschen mit Demenz“ in gewohnter Qualität des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) in Osnabrück statt.
Der erarbeitete Standard weicht vom bisherigen Schema der Expertenstandards ab und stellt einen Paradigmenwechsel für die Pflege dar. Im Fokus steht der Mensch mit Demenz als vulnerable Patienten-/Bewohnergruppe. In jedem Stadium einer Demenz ist Beziehung das Element, über das der Mensch mit seiner Umwelt in Kontakt treten kann. In dem Schwerpunkt Beziehungsgestaltung mit therapeutischem Charakter geht es dieses Mal nicht um das „Was“ der Handlung, sondern um das „Wie“, und damit steht die Lebensqualität des an Demenz Erkrankten im Vordergrund. Der sehr abstrakt formulierte Expertenstandard kommt ohne Checklisten aus, da die Fachlichkeit der Pflegefachperson,
die Beziehung sowie die Interaktion in der Lebenswelt des zu versorgenden Menschen im Mittelpunkt stehen. Somit fordert der Standard einen Perspektivwechsel und damit auch eine Haltungsänderung.
Der vorliegende Expertenstandard ist somit eine weitere Absage an die klassische „Verrichtungspflege“. Auch in Entgeltverhandlungen muss deutlich werden, dass komplexes pflegerisches Handeln nicht über Einzelverrichtungen zu messen ist. Einmal mehr liegt der Qualitätsanspruch dieses Standards sehr hoch und macht deutlich, dass die Berufsgruppe selbst das Qualitätsniveau festlegt. Wir dürfen dies nicht anderen Berufsgruppen überlassen und auch nicht der Ökonomie opfern.
Teilhabe von Menschen mit Demenz gilt es in den Einrichtungen der Langzeitpflege, der Akutpflege im Krankenhaus und zu Hause zu ermöglichen. Der aktuell konsentierte Expertenstandard bietet diese Perspektive. Ich hoffe, dass die Einrichtungen die Rahmenbedingungen schaffen, den neuen Standard auch leben zu können, und bin überzeugt, dass Pflegende diesen weiteren Schritt zur Professionalisierung unseres Berufes annehmen."