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junge Frau denkt nach
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Ausbildung

Welcher Beruf passt zu mir?

„Falsche Vorstellungen“, heißt es oft, wenn Auszubildende ihren Vertrag kündigen. Dabei ist es gar nicht so schwer, sich früh genug ein Bild zu machen.

Für Nancy schien ihre Ausbildung zur Pflegefachperson anfangs die richtige Wahl zu sein. Ein Jahr später ist sie jedoch verzweifelt: Soll sie ihre Ausbildung abbrechen oder durchhalten? Vor allem: Wie soll es für sie weitergehen? Ein Neuanfang bei einem neuen Träger oder doch eine andere Ausbildung? Welche Zukunftschancen sind damit verknüpft?

Dass Nancy mit ihren Sorgen nicht allein ist, zeigt der 2018 veröffentlichte Berufsbildungsbericht der Bundesregierung: Im Jahr 2016 wurden 25,8 Prozent aller Ausbildungsverträge gekündigt. Hinter dem Amtsbegriff "Vertragslösungsquote" verbergen sich die Schicksale von jungen Menschen wie Nancy, die mit Unsicherheiten, dem Verlust von Zeit, Energie und materieller Absicherung zu kämpfen haben.

Hat Nancy ein Luxusproblem?

Mit wem kann Nancy über ihre Sorgen reden? Ihre Großeltern würden ihre Zweifel gar nicht verstehen: Sie übten ihr ganzes Arbeitsleben nur einen Beruf aus. Ein Jobwechsel ist ihnen fremd. Nancys Eltern haben Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit, Minijobs und befristeten Verträgen. Dass Nancy nun bereit ist, die Sicherheit einer Festanstellung aufzugeben, können sie sicherlich nicht nachvollziehen. Die Lehrer an der Schule schütteln nur den Kopf: Wie lange wollt ihr noch nach eurem Weg suchen? Mit Mitte oder gar Ende 20 immer noch ohne Beruf?

Im Freundeskreis nimmt man es ziemlich locker. Der Abbruch einer Ausbildung oder eines Studiums ist für junge Menschen nichts Ungewöhnliches. Es bestätigt sie eher darin, dass sie mit aller Konsequenz auf der Suche nach dem Sinn des eigenen (Berufs-)Lebens sind. Nichts zu riskieren und nicht nach dem "wahren" Sinn zu suchen, ist ihnen fremd.

Pflegeauszubildende sind privilegiert

Nancys Generation ist dabei, sich von der traditionellen Vorstellung eines gelungenen Lebenslaufs zu verabschieden. Der alte dreigliedrige Lebenslauf mit seiner festgelegten Abfolge "Bildung - Arbeit - Rente" gab dem Einzelnen zwar das Gefühl von Sicherheit und Klarheit, erlaubte jedoch keine großen Änderungen. Ein Bild für diesen Lebenslauf wäre die Reise mit einem Zug: Vor der Reise löste man eine Fahrkarte (Ausbildung), die während der gesamten Reise (Arbeitsleben) vierzig Stunden pro Woche vierzig Jahre lang gültig war.

Im neuen Typus der Berufsbiografien, gern "Patchwork-Biografien" genannt, weichen die Übergänge zwischen den Lebensphasen auf, Bildung wird zum lebenslangen Begleitprogramm für unsichere Karrieren. Ein passendes Bild für diesen Lebenslauf wäre die Reise mit einem Auto: Das Ziel, die Route, die Geschwindigkeit, das Tanken und die Pannenreparatur liegen in der Verantwortung des Einzelnen.

Autorin: Oksana Baitinger

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