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Birgit Hahn (B.Sc. Psychiatrische Pflege) ist eine Art hauseigene Beraterin: Mit einem Kollegen unterstützt sie die 17 psychiatrischen Stationen des Evangelischen Klinikums Bethel, eigene Projekte und Veränderungswünsche umzusetzen.
Foto: Tina Hartung
Birgit Hahn (B.Sc. Psychiatrische Pflege) ist eine Art hauseigene Beraterin: Mit einem Kollegen unterstützt sie die 17 psychiatrischen Stationen des Evangelischen Klinikums Bethel, eigene Projekte und Veränderungswünsche umzusetzen.

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Warum wir im Team über den Krieg sprechen sollten 

Birgit Hahn, Expertin für Psychiatrische Pflege, appelliert an Führungskräfte, den Pflegenden genügend Zeit zu geben, um über ihre Anspannungen und Ängste zu reden.

Schon am Abend des 24. Februars stand für mich fest: Es muss schnell etwas geschehen. Dieser Ukrainekrieg ist für uns alle ein immenser Belastungsfaktor. Objektiv spielt er in unserem Klinikalltag keine Rolle, subjektiv aber eben doch, weil er uns bedrückt und viele Fragen aufwirft. Dann habe ich etwas ganz Einfaches gemacht: Ich bin auf die drei Stationen gegangen, zu denen ich gerade in engerem Kontakt stehe, habe mich zum Beispiel in die Mittagsübergabe gesetzt und gefragt: „Wie geht es euch mit dem Krieg in der Ukraine? Welche Fragen beschäftigen euch?“ Auf diese Weise wollte ich einfach Raum schaffen, damit sie sich auch auf der menschlichen Ebene begegnen können.

Eine ukrainische Pflegende sagt, die ­Solidarität tue ihr gut Wir haben dann über vieles gesprochen: Wie geht es weiter mit dem Krieg? Was können wir von hier aus tun? Wie gehen wir mit der eigenen Angst um? Kann ich noch gut schlafen? Darüber offen zu sprechen, so meine Hoffnung, kann manchen dazu bringen, mehr auf sich selbst zu achten. Nun kann man einwenden, dass die Teams auch ohne meine Initiative über den Ukraine-Krieg sprechen. Aber es ist noch einmal etwas anderes, wenn jemand von außen kommt, jemand, die den Arbeitgeber repräsentiert – als solche werde ich jedenfalls wahrgenommen. Das signalisiert: Der Arbeitgeber unterstützt es, wenn Mitarbeiter ihre Unsicherheit und Angst zum Arbeitsthema machen – sie können sich ruhig hinsetzen und über alles, was mit dem Krieg in Zusammenhang steht, sprechen.

In einem Team mit einer sehr jungen Stationsleitung bin ich täglich, weil sich das auch die Stationsleitung dort wünscht. In dem Team gibt es auch eine Pflegekraft aus der Ukraine, die am ersten Kriegstag nicht arbeiten konnte. Danach, so sagte sie mir, sei die Arbeit aber hilfreich gewesen, weil sie sie vorübergehend abgelenkt hat. Ich spreche jeden Tag kurz mit ihr. Es tue ihr sehr gut, meint sie, dass sie Solidarität erlebe und der Krieg auch an ihrem Arbeitsplatz Thema sein darf

Lesen Sie mehr über die Arbeit der Landespflegekammer in der Ausgabe #28 des Magazins PFLEGEKAMMER der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz:

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