2017 akquirierte das Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus Speyer (484 Betten, 32 tagesklinische Plätze) die ersten Pflegekräfte im Ausland. „Seither konnten wir mehr als 160 Fachkräfte anwerben – mit einer Abbrecherquote von unter fünf Prozent“, sagt Simon Jäger, stellvertretender Pflegedirektor der Klinik. Hinter diesen Zahlen steht ein strukturierter Auswahlprozess, für den Jäger gemeinsam mit seiner Kollegin Julia Benz in die Herkunftsländer reist. „Dort greifen wir auf fachliche und soziale Assessments zurück, um eine optimale Auswahl der Kandidaten zu treffen. Umgekehrt beantworten auch wir alle Fragen, informieren über unser Haus und die Region, über die Arbeit, Konditionen und Vertrag“, sagt die Integrationsbeauftragte.
Zehn Projekte hat das Team abgeschlossen, überwiegend in Albanien und Indien. „Dass wir auch fachlich prüfen, trägt in hohem Maße zu unserem Erfolg bei. Es gibt durchaus Bewerber, die Lunge mit Leber oder Harnleiter mit Dünn- und Dickdarm verwechseln. Wenn solches Basiswissen fehlt, ist eine Einstellung natürlich keine Option“, so Jäger. „Sprachkenntnisse fordern wir bei Projektbeginn hingegen nicht, sie werden in einem neunmonatigen Intensivkurs erworben. Durch diese Gewichtung finden wir gut qualifizierte Kräfte mit großer Motivation, die dann auch zu unseren Teams passen.“
Kooperationssprachschulen vor Ort übernehmen die Sprachausbildung von ca. 15 Pflegefachpersonen je Kurs. In dieser Zeit erledigen Julia Benz und Simon Jäger alle Formalitäten und kümmern sich etwa um Visa, Kontoeröffnung und möblierten Wohnraum. Mit bestandener B2-Sprachprüfung kommen die ausländischen Pflegefachpersonen dann nach Speyer, absolvieren einen C1-Pflege-Fachsprachkurs und im Anschluss ein sechsmonatiges Anerkennungsverfahren. Als Schnittstellenkoordinatorin und Praxisanleiterin steht Benz ihnen im Stationsalltag weiterhin zu Seite. Denn: „Den Überblick zu behalten, über die individuellen Fragen sowohl der neuen als auch der bestehenden Mitarbeitenden, ist ebenfalls ein wesentlicher Aspekt für die Nachhaltigkeit unseres Projekts.“
Text: lin