„Gute Pflege kann nur dort stattfinden, wo gut ausgebildete Fachkräfte arbeiten. Dazu gehören attraktive Arbeitsbedingungen, eine moderne Pflegeausbildung und Entwicklungsmöglichkeiten für Pflegekräfte“, weiß RLP-Arbeits- und Sozialminister Alexander Schweitzer. Aber der Minister weiß auch, dass Pflegekräfte nicht vom Himmel fallen.
Wie prekär die Lage auf dem Pflegekräftemarkt schon ist, belegen einmal mehr die Anfang des Jahres veröffentlichten Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Die Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit geht davon aus, dass allein in Rheinland- Pfalz bis 2035 zwischen 22.700 und 31.900 Vollzeitstellen in der Altenpflege neu oder nachzubesetzen sind. Das Wissenschaftsteam rechnet demografiebedingt in diesem Zeitraum mit einer Zunahme an Pflegebedürftigen, die professionelle Pflege benötigen, von 87.390 (Stand 2020) auf 95.900. Zeitgleich werden zwischen 22.440 und 26.130 der Beschäftigten in der Pflege in Rente gehen. In Rheinland-Pfalz sind nach IAB-Angaben 40,5 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Pflege im Jahr 2020 50 Jahre und älter gewesen.
Die Zahlen vor Augen, so Alexander Schweitzer weiter, „wollen wir, dass noch mehr junge Menschen den Weg in die Pflege finden und Pflegekräfte lange und gesund in ihrem Beruf verweilen. Deshalb setzen wir uns für gute Rahmenbedingungen, eine moderne Pflegeausbildung und eine zukunftsorientierte Weiterentwicklung des Pflegeberufs ein.“ Daher hat Rheinland-Pfalz einige Programme aufgelegt, um mehr junge Menschen für den Pflegeberuf zu interessieren. „Wir haben die Fördermöglichkeiten zusammengestellt, mit der das Land Rheinland-Pfalz die Ausbildung zur Pflegekraft attraktiver macht.“ Grundlage der Initiativen ist das vor drei Jahren ins Leben gerufene Zukunftsprogramm „Gesundheit und Pflege 2020“. Dort heißt es: „Durch innovative Ansätze, neue Maßnahmen und sektorenübergreifende Konzepte will die Landesregierung eine gute medizinische und pflegerische Versorgung insbesondere auch in den ländlichen Räumen von Rheinland-Pfalz sicherstellen.“
Und das sind die derzeit laufenden Programme:
Schulgeldfreiheit in den Gesundheitsberufen
Seit Juli 2022 setzt Rheinland-Pfalz die Schulgeldfreiheit in den Ausbildungen in den Gesundheitsfachberufen an den 15 Privatschulen im Land um. Die Auszubildenden werden auf Antrag der privaten Schulträger von der Zahlung von Schulgeld befreit. Das Land übernimmt die Kosten der momentan rund 800 Ausbildungsplätze und zahlt den Schulen pro besetzten Ausbildungsplatz eine monatliche Pauschale von 400 Euro. Dafür stehen im Haushalt für dieses Jahr 4,5 Millionen Euro und für das Jahr 2024 insgesamt 4,9 Millionen Euro zur Verfügung.
Mehr dazu unter: https://www.werpflegtbewegt.de
„Assistierte Ausbildung in der Krankenpflegehilfe“
Um den steigenden Bedarf an qualifizierten Hilfs- und Assistenzkräften in der Pflege zu decken und um die Ausbildungszahlen in diesem Bereich zu steigern und der hohen Abbruchquote entgegenzuwirken, wurde das Programm „Assistierte Ausbildung in der Krankenpflegehilfe“ auf den Weg gebracht. Ziel des Förderprogramms ist es, in Realschulen plus und Integrierten Gesamtschulen für die Krankenpflegehilfeausbildung zu werben und interessierte Schülerinnen und Schüler bei der Berufsorientierung, beim Bewerbungstraining und bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz zu unterstützen, sodass es im besten Fall zum Abschluss eines Ausbildungsvertrags mit einem Krankenhaus kommt. Außerdem sollen Auszubildende in der Krankenpflegehilfe durch Stütz- und Förderunterricht sowie sozialpädagogisches Coaching dabei unterstützt werden, die Ausbildung erfolgreich abzuschließen. Zur Umsetzung wurde ein Programm aufgelegt, das aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF+) und RLP-Landesmitteln finanziert wird. Die ersten vier Projekte wurden mit Krankenpflegehilfeschulen aus Alzey-Worms, Neustadt an der Weinstraße-Klingenmünster, Speyer-Ludwigshafen und Mainz im April 2022 gestartet. Die Fördermittel aus dem ESF+ betragen insgesamt 97.222 Euro. Dazu kommen 145.833 Euro Landesmittel. 2023 werden neun weitere Schulen an dem Projekt teilnehmen. Weitere Fördermittel von knapp 450.000 Euro sind dafür reserviert.
„WohnPunkt RLP“
Seit 2014 fördert Rheinland-Pfalz gezielt kleine Kommunen im ländlichen Raum beim Aufbau neuer Wohnformen mit Unterstützungsangeboten, die besonders auch Pflegebedürftigen zugutekommen sollen. Beispiele für dieses „Wohnen mit Teilhabe“ sind barrierefreie Wohnungen in Kombination mit weiteren Angeboten zur Teilhabe und Unterstützungsleistungen, generationenübergreifende Wohnangebote mit Pflege- oder Unterstützungsangeboten, Wohn-Pflege-Gemeinschaften, Dorfmitteprojekte mit Tagespflege oder Betreuung. 49 Kommunen haben seit 2014 an dem Projekt teilgenommen.
Mehr unter: https://t1p.de/4ozc8
Resilienz-Projekt PRO*PFLEGE
Mit dem Projekt PRO*PFLEGE startete Ende 2022 an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen ein gesundheitliches Bildungsangebot für Pflegefachpersonen. Ziel des Projekts im Bereich des Betrieblichen Gesundheitsmanagements ist die Stärkung der Resilienz von Pflegefachpersonen. Die Landesregierung fördert das Resilienz-Projekt des Forschungsnetzwerks Gesundheit mit bis zu 90.000 Euro aus dem Zukunftsprogramm „Gesundheit und Pflege“. PRO*PFLEGE wird auch von der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz unterstützt. Das Projekt soll erst einmal bis Ende 2023 laufen.
„Fachkräfte- und Qualifizierungsinitiative Pflege 2.1“
Auch mit der „Fachkräfte- und Qualifizierungsinitiative Pflege 2.1“ will das Arbeits- und Sozialministerium Pflegefachpersonen entlasten und einen Beitrag zur Fachpersonalsicherung leisten. In enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Projektpartnern aus der Pflegebranche soll die Digitalisierung in der Pflege vorangebracht, die Pflegeausbildung weiter modernisiert sowie das Berufsfeld Pflege durch neue Kompetenzen und Tätigkeiten zukunftsorientiert weiterentwickelt werden.
Auf Basis der vom Land beauftragten Studie „digi2care" sollen deshalb Potenziale digitaler Technologien in der Pflegeausbildung und im pflegerischen Alltag identifiziert und genutzt werden, etwa bei der Pflegedokumentation oder der Dienstplangestaltung. „Die Digitalisierung bietet uns große Möglichkeiten. Diese müssen wir nutzen, um die Arbeitsbedingungen in der beruflichen Pflege deutlich und dauerhaft zu verbessern. Wenn es um die Sicherstellung der pflegerischen Versorgung geht, darf keine Option ungenutzt bleiben“, so Markus Mai, Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz, zur Vereinbarung zum Thema „Digitalisierung und neue Technologien in der Pflege.“ (hgs)
Lesen Sie hier die digitale Ausgabe 32 des Magazins der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz: