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Foto: Illustrationen: Daniel Bergs/Freepik.coom

Schwerpunktthema

Sozialministerium möchte „neue Digitalkultur“ anstoßen

Mit digi2care hat das Land Rheinland-Pfalz die bundesweit erste Studie zum Stand der Digitalisierung in der Pflege vorgelegt. Einen Plan, wie sich Ausstattung und Kompetenzen noch verbessern lassen, gibt es auch schon.

„Die Digitalisierung ist auch in der Pflege angekommen. Das Potenzial der Digitalisierung wollen wir nutzen, um die professionelle Pflege und die Pflegeausbildung in Rheinland-Pfalz zeitgemäß weiterzuentwickeln“, so Alexander Schweitzer, Minister für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung des Landes Rheinland-Pfalz, bei der Vorstellung der Studie „digi2care“ zum Stand der Digitalisierung Anfang Mai.

Die „digi2care“-Studie ist ein weiterer Baustein in der 2012 von der Landesregierung aufgelegten Fachkräfte- und Qualifizierungsinitiative (FQI). Die Studie sei eine „Standortbestimmung“ und solle einen Überblick über die Nutzung, Ansätze und Entwicklungen digitaler Ausstattungen und Anwendungen im Bereich Pflegebildung und der pflegerischen Versorgung in Rheinland-Pfalz geben.

Die sechs Fragestellungen der Studie

„digi2care“ liefert Antworten auf eine Reihe von Fragen:

  1. Wie sind die Versorgungseinrichtungen und Pflegeschulen in Rheinland-Pfalz mit Netzanbindung, Hard- und Software ausgestattet?
  2. In welchem Maße werden Aufgaben und Prozesse bereits digital bearbeitet?
  3. In welchem Umfang wurden Förderprogramme zur Digitalisierung in Anspruch genommen und wofür wurden Fördergelder eingesetzt?
  4. Welche Pläne gibt es für die weitere digitale Ausstattung der Versorgungsbereiche und Pflegeschulen?
  5. Wie steht es um die digitalen Kompetenzen der Mitarbeitenden und wo werden Schulungs- und Fortbildungsbedarfe gesehen?
  6. Welche Chancen und welche Barrieren bestehen bei der Digitalisierung?

Mit einer standardisierten Online-Befragung wurden Leitungen von sämtlichen Pflegeschulen, Krankenhäusern, stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen in Rheinland-Pfalz befragt. Im Bereich der Pflegebildung wurden zusätzlich die Kompetenzen der Lehrenden im Berufsfeld Pflege anhand des europäischen Selbsteinschätzungstools „DigiCompEdu“ erhoben.

Bildungsoffensive in Pflegeschulen geplant

Sie betrugen 63,1 Prozent bei den Pflegeschulen, 38,6 Prozent bei den Krankenhäusern, 17,1 Prozent bei stationären Langzeitpflegeeinrichtungen und immerhin 15,1 Prozent bei ambulanten Pflegediensten. Zudem haben 74 Lehrende im Berufsfeld Pflege den Fragebogen zur Selbsteinschätzung ausgefüllt.

Und das sind die wichtigsten Ergebnisse der „digi2care“-Studie:

  • Technisch ist die Digitalisierung im Alltag der Pflege schon ziemlich weit gediehen. Drei Viertel der befragten Einrichtungen und Dienste haben ihre Mitarbeiterinnen inzwischen mit einem PC oder Smartphone ausgestattet, viele Auszubildende hätten Tablets bekommen. Videotelefonie habe „enorm zugelegt“ und „fast alles, was administrativ läuft, ist digital“, so der Studioleiter Professor Frank Weidner.
  • Es gibt aber auch noch einiges zu verbessern. Zum Beispiel beim WLAN. In 85,4 Prozent der Pflegeschulen funktioniert es, in den ambulanten Diensten (74,7 Prozent), stationären Langzeiteinrichtungen (59,8 Prozent) und Krankenhäusern (46,2 Prozent) hapert es noch. Das erschwert das mobile Arbeiten, zum Beispiel den Einsatz von Tablets oder Smartphones zur Erfassung und Dokumentation von Wunden. Die lückenhafte WLAN-Ausstattung oder ein unzuverlässiges Mobilnetz macht die Nutzung dieser Tools eher unattraktiv.

Die Ergebnisse der Studie sind für Sozial-, Arbeits- und eben auch Digitalisierungsminister Alexander Schweitzer genug Inspiration, um „eine neue Digitalkultur in der Pflege“ anzustoßen. Sein Fazit: „Die Digitalisierung in der Pflege ist noch keine Selbstverständlichkeit. Für einen digitalen Aufbruch in der Pflege werden wir deshalb eine digitale Bildungsoffensive in den Pflegeschulen starten.“

Markus Mai: Pläne sind mit FQI-Partnern abzustimmen

Kern der digitalen Bildungsoffensive, die im nächsten Jahr beginnt, soll die Entwicklung eines fach- und mediendidaktischen Rahmenkonzepts für digitale Fortbildungsangebote für Lehrende sowie Schulleitungen an den Pflegeschulen sein. In eigens dazu konzipierten Fortbildungen sollen Lehrende an Pflegeschulen ihre digitalen Kompetenzen gezielt weiterentwickeln können.

Die Landespflegekammer unterstützt die Pläne, mahnt aber an, dass „eine Digitalisierungsstrategie mit allen relevanten Partnern abgestimmt“ werden müsse, so Markus Mai, Präsident der Landespflegekammer. „Relevante Partner“ seien alle, die in die FQI involviert sind: Arbeitgeber, Gewerkschaften, Verbände.

Lesen Sie hier die digitale Ausgabe 33 des Magazins der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz:

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