Hoffnung ist eine innere Kraft. Sie erleichtert den Umgang mit unsicheren Situationen und ermöglicht einen positiven Blick in die Zukunft. Hoffnung ist eine notwendige und wertvolle Ressource für ältere und schwerstkranke Menschen und kann die Lebensqualität deutlich erhöhen.
Das gilt auch in Zeiten von Corona. Denn die mit der Pandemie verbundenen Einschränkungen betreffen besonders ältere und pflegebedürftige Menschen. Vor allem die Kontaktreduzierung zu anderen Personen kann zu Gefühlen von Ausgeschlossenheit und Isolation führen. Das kann auf Dauer das Wohlempfinden und die körperliche Gesundheit älterer Menschen stark beeinträchtigen.
Hoffnungsförderung in den pflegerischen Alltag integrieren
Die Professorin Margit Haas von der Abteilung Pflegewissenschaft der Universität Trier sieht es als eine primär pflegerische Aufgabe an, die Hoffnung von älteren und pflegebedürftigen Menschen zu fördern. Pflegende spielen dabei als Bezugspersonen der alten Menschen eine wichtige Rolle, weiß Haas. Sie können den individuellen Hoffnungsprozess einschätzen und durch gezielte Interventionen unterstützen. Haas hat dazu mit einem Forscherteam die Studie „HoPe – Konzept der Hoffnung in der Pflege alter Menschen“ durchgeführt. Ziel war es, die Ausprägung der Hoffnung bei alten Menschen zu untersuchen und Pflegende zu befähigen, Hoffnung positiv zu beeinflussen.
Wichtig ist, die Stärkung der Hoffnung in die tägliche Pflege zu integrieren. Dazu gehört auch, das Phänomen Hoffnung aus Sicht der betroffenen Menschen zu erfassen. Nur so lassen sich individuell passende Interventionen planen. Häufig lassen sich erste Hoffnungsquellen bereits in der Biographie der Betroffenen erkennen: Lieblingsblumen, Lieblingsessen oder eine aufbauende Erinnerung an schöne Zeiten. Es sind die Achtsamkeiten des täglichen Lebens, die zu positiven Gedanken führen und die Hoffnung fördern. Positives Denken kann zusätzlich durch das bewusste Wahrnehmen von kleinen erfreulichen Veränderungen gestärkt werden. Hierbei ist es hilfreich, am Ende des Tages gemeinsam drei positive Tagesereignisse zu erkennen und zu besprechen, empfehlen Experten.
Persönliche Beziehungen sind die wichtigste Kraftquelle
Eine der effizientesten Maßnahmen, um Hoffnung zu schenken, ist die Förderung von persönlichen Beziehungen. Trotz der coronabedingten Einschränkungen sollten deshalb Möglichkeiten geschaffen werden, um Beziehungen aufrechtzuerhalten und neue zu entwickeln.
Video- oder Telefonkonferenzen stellen hier einen ersten Lösungsansatz dar, sofern die älteren Menschen in der Anwendung dieser modernen Technologien unterstützt werden. Zusätzlich geben ältere Menschen an, dass es sich positiv auf ihre Hoffnung auswirkt, wenn Besuche und Telefonate vorhersehbar sind. Sinnvoll ist daher, dass Pflegende bei der Vereinbarung von Telefonaten oder Besuchen unterstützen, wie eine internationale Studie zeigt.
Ein Hoffnungskonzept für den Pflegealltag
Häufig reichen banale und wenig zeitintensive Maßnahmen aus, um die Hoffnung zu fördern. Für viele Interventionen benötigt es lediglich Wiederholungen und Ausdauer. Selten treten Veränderungen direkt nach dem ersten Handeln auf. Daher sollte ein Konzept für den Pflegealltag entwickelt werden, empfiehlt die Autorin Michaela Hans in ihrem gerade erschienenen Buch „Hoffnung vermitteln im Pflegeprozess“. In diesen Prozess können auch aufwendigere Maßnahmen integriert werden:
- Unterstützungsgruppen zum Thema Hoffnung und Hoffnungslosigkeit,
- Reduzierung der Schmerzwahrnehmung, z. B. medikamentöse Strategien, Berührung, Entspannung,
- Beschäftigen mit der Zukunft und Setzen von realistischen Zielen,
- Ermutigung und Förderung von neuen Aktivitäten und Erfahrungen,
- spirituelle Unterstützung,
- Pflegesystem der Bezugspflege.
Generell empfiehlt es sich, dass die Pflegefachpersonen den eigenen Bezug zum Phänomen der Hoffnung für sich reflektieren, um effektiv Hoffnung vermitteln zu können, rät Hans.
Schulungskonzept zur Umsetzung von Hoffnung
Um das komplexe Phänomen Hoffnung erfolgreich in den pflegerischen Alltag einzubeziehen, ist die Vermittlung von fachlichen und personalen Kompetenzen Voraussetzung. Die Abteilung Pflegewissenschaft der Universität Trier entwickelt dazu ein entsprechendes Schulungskonzept unter dem Namen HoPe II. Damit sollen die notwendigen Qualifikationen zur Umsetzung von Hoffnung im Pflegealltag geschaffen werden. Das Schulungskonzept befindet sich derzeit in der Pilotphase.
Für weitere Informationen zum Thema Hoffnung sowie zum Forschungsprojekt können Interessierte gerne das Team der Universität Trier, Pflegewissenschaft, kontaktieren: Jenny Kubitza, Pflegewissenschaft, M.Sc., Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Universität Trier Fachbereich I – Pflegewissenschaft, Max-Planck-Straße 6, 54296 Trier, kubitza@uni-trier.de
Mehr über die Arbeit der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz lesen Sie in der Ausgabe #23 des Kammermagazins.