„Es ist nichts unmöglich. Das weiß jeder, der in der Pflege arbeitet“, sagt Janine Fätsch. Und die Tatsache, dass sie in einer Rehaklinik arbeitet, schwingt bei diesem Gedanken möglicherweise mit. In der Edith-Stein-Fachklinik in Bad Bergzabern hat sie seit 2014 mit Menschen zu tun, die durch Schädelhirntraumen, Morbus Parkinson oder neuromuskuläre Erkrankungen auf vielerlei Weise eingeschränkt sind.
Der überwiegende Teil der Patienten kommt jedoch nach einem Apoplex für Wochen oder gar Monate auf die neurologische Station in der Südlichen Weinstraße nahe dem Pfälzer Wald. „Heute habe ich kurz vor Dienstschluss eine Schlaganfallpatientin getroffen, die im Treppenhaus die Stufen wieder alleine steigen konnte. Das sind diese besonderen Momente, wenn sich zeigt, dass unsere Arbeit es den Betroffenen ermöglicht, das Beste aus ihren verbliebenen Fähigkeiten herauszuholen. Das ist schön, da kommt der Gedanke, dass wir etwas Gutes bewirkt haben. Das mag ich an meinem Beruf.“
Das „Wir“ ist ihr Team, ohne das die Arbeit für die 30-Jährige nur die halbe Freude wäre. „Wir erleben und sehen ja auch viele problematische Patienten und schwere Schicksale. Es ist toll, dass wir Hand in Hand arbeiten und uns aufeinander verlassen können.“
Das „Wir“ bezieht auch das multidisziplinäre Team aus Ärztinnen und Therapeuten mit ein: „Gemeinsam orientieren wir uns am Therapieplan. Dahin wollen wir, da sind wir schon. Die Diskussionen, Feedbacks und Vorschläge aller sind für den Behandlungserfolg immens wichtig.“
Dass über Arbeitsweisen und Aufgaben der Pflege oft so wenig bekannt ist, bedauert die Stationsleitung der Neurologie. Wenn sie hört, dass sich der Pflegeberuf in erster Linie auf Kaffeetrinken und das Waschen der Patienten beschränkt, ärgert sie sich richtig: „Für mich ist es ein toller Beruf, in dem man sich in viele, viele Richtungen entwickeln kann.“
Weiter in die berufliche Zukunft schaut sie momentan jedoch nicht: „Die Führungskräfte-Qualifizierung neben dem Job, das war schon viel. Aber ich bin stolz auf mich, es geschafft zu haben.“ Durchhalten ließ sie dabei der Gedanke an ihr Traumreiseland: die Malediven. Wäre Corona nicht gewesen, hätte sie vielleicht schon einen Trip nach Südasien unternommen. Jetzt überlegt sie, wann sie eine Reise nach Griechenland unternehmen kann. „Immer einen Schritt nach dem nächsten, das habe ich von meinen Patienten gelernt.“
Dieser Artikel ist im September 2022 in der Ausgabe 30 des Magazins der Pflegekammer Rheinland-Pfalz erschienen. Hier können Sie ihn sich runterladen – oder noch weiter unten – einen Blick in die gesamte Ausgabe werfen!