Wertschätzung ist ein feiner Strauch von Verhaltensweisen, der sich aus Achtung und Empathie nährt. Aber welche Verhaltensweisen sind das genau? Wir haben dazu die Pflegewissenschaftlerin Prof. Margit Haas von der Uni Trier und den Pflegedirektor des Sana Klinikums Offenbach Nils Dehe befragt. Ihre Antworten:
- Eine starke Führungskraft fühlt sich für das Teambuilding verantwortlich, hat ein Gespür für Fehlentwicklungen oder Ausgrenzung. Sie setzt den Maßstab für kommunikative Umgangsformen und hat eine Vorbildfunktion. Nils Dehe
- Die Leitung bietet einen geschützten Raum für die Anliegen der Mitarbeitenden. Es muss für Mitarbeitende möglich sein, mit der Leitungskraft etwas im geschützten Rahmen zu besprechen und sich darauf zu verlassen, dass Informationen nicht missbraucht werden. Nils Dehe
- Nach Auseinandersetzungen ist es für Mitarbeiter wichtig zu wissen, dass die Führungskraft in der Lage ist, die Sachebene im Team wiederherzustellen. Nils Dehe
- Sie strahlt Akzeptanz aus, sie tritt ihren Mitarbeitern empathisch und unvoreingenommen gegenüber, sodass ein Klima der Offenheit entstehen kann. Das ist wichtig, damit Mitarbeiter sich einbringen und bereit sind, auch Probleme und Fehler zu kommunizieren. Margit Haas
- Eine Führungskraft, die ihre Mitarbeiter motiviert, den Aufbruch zu wagen und Veränderungen mit voranzutreiben, vertraut auf Clinical Leadership. Sie ist kein Manager, sie ist ein Leader. Was der Unterschied ist? Der Manager sagt: Das und das muss umgesetzt werden. Der Leader schaut auf die Ressourcen und Fähigkeiten und sagt: Wir überlegen gemeinsam, wie die Aufgabe zu meistern ist. Der Unterschied lässt sich auch durch ein einfaches Bild gut auf den Punkt bringen: Wenn fünf Mitarbeiter in einer Schlange stehen, dann schiebt der Manager sie von hinten an – ein Leader geht vorneweg und dreht sich immer wieder um, um zu sehen, ob alle folgen können. Margit Haas
- Wenn ein Mitarbeiter schlechte Stimmung verbreitet, dann wird eine gute Führungskraft das ansprechen. Sie wird dann diesen weniger motivierten Mitarbeiter zum Gespräch bitten oder zunächst mit einer Person sprechen, die diesem schwierigen Kollegen nahesteht, um etwas über die Gründe herauszufinden. Margit Haas
- Auch die Hoffnungspflege, an der ich forsche, könnte ein Aufhänger sein. Ich würde zu einer kleinen Zusammenkunft in einem angenehmen Rahmen einladen und fragen: Was können wir tun, um unsere Resilienz zu fördern? Was können wir tun, damit es uns besser geht? In dem Zusammenhang kann man dann die Unzufriedenheit des Mitarbeiters ansprechen. Doch was immer die Leitung tut: Wichtig ist, dass sie etwas tut, denn sie ist dafür verantwortlich, dass es dem Team gut geht. Margit Haas
Margit Haas ist Professorin für Pflegewissenschaft an der Universität Trier und forscht zum Thema Hoffnung in der Pflege. Seit 2017 leitet sie das von ihr initiierte Projekt HoPe, die Abkürzung steht für Hoffnung in der Pflege alter Menschen.
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