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Generalistik im Praxiseinsatz

"Für uns ein wunderbarer Überblick"

An der Wannsee-Schule Berlin gibt es die Generalistik seit 13 Jahren. Ein eindeutiger Gewinn, wie Nicole Döhler, Christina Maddocks und Katharina Kutzer meinen.

Während die eine mit der Pätriatrie und der Notfallpflege liebäugelt, sind bei der anderen Anästesie und Hospizpflege die favorisierten Fachgebiete. Die dritte unserer Interviewpartnerinnen legt sich dagagen nur dahingehend fest, dass sie unbedingt auf Station arbeiten will – arbeiten im Pflegemanagement kommt für die studierte Betriebswirting nicht in Frage.

Drei toughe Frauen mit unteschiedlichen Lebensgeschichten, aber einen gemeinsamen Ausbildung. Der Ausbildung, die bei vielen Berufskollegen mehr Fragen als Antworten hervorruft: Der generalistischen Pflegeausbildung. Die Redaktion des Pflegekammer Magazins hat diese drei Fragen konkret zu ihren Erfahrungn, zu ihren Perspektiven und ihren persönlichen Einschätzungen befragt.

Warum haben Sie sich für die generalistische Ausbildung entschieden?

»»Nicole Döhler: Mein Traum ist es, ein paar Jahre auf einem Kreuzfahrtschiff oder im Ausland zu arbeiten. Da empfiehlt sich ein Abschluss, der dem europäischen Standard entspricht. Aber auch ganz allgemein betrachtet, hebt die europäische Anerkennung den Berufsstand hierzulande.

»»Christina Maddocks: Es ist doch gar nicht so einfach, sich von vornherein festzulegen. Viele sind bis zum Ende der Ausbildung unentschlossen. Die Entscheidung fällt leichter, wenn man erst einmal in alle Bereiche Einblick erhalten hat.

»»Katharina Kutzer: Ich habe diese Schule vor allem gewählt, weil man hier richtig gut unterschiedliche Situationen probt – es gibt im Keller ein nachgestelltes Wohnzimmer, in dem wir etwa lernen, uns in der Wohnung des Patienten richtig zu verhalten und zu improvisieren. Gut ist auch, dass an praktischen Prüfungen Schauspieler teilnehmen, die beispielsweise einen Patienten mit COPD mimen – den müssen wir dann beraten, während er mit der Luft ringt. In der Praxis habe ich schon oft gemerkt, dass mir die Generalistik zugutekommt. Vor einiger Zeit etwa lag ein Patient im Sterben: Die Familie war zu Besuch und die Mutter überfordert, als die Tochter ihr Fragen zum Vater stellte. Während ich den Sterbenden versorgte, konnte ich mit der Tochter sprechen und so die Mutter entlasten. Ohne die Sterbewoche in unserer generalistischen Ausbildung hätte ich das, so glaube ich, nicht geschafft.

Aber spüren Sie nicht gelegentlich fachliche Defizite?

»»Maddocks: Ich war im Anschluss an den Gynäkologie-Block auf der Wöchnerinnenstation. Dort habe ich mich mit einigen Schülerinnen der Kinderkrankenpflege unterhalten – und ich muss sagen, dass ich mich nicht weniger fähig fühlte. Das hat aber sicherlich auch mit dem Konzept unserer Schule zu tun: Der Theorieblock passt grundsätzlich bei allen Schülern zum unmittelbar folgenden Praxiseinsatz. Das ist an dieser Schule möglich, weil sie mit 20 Krankenhäusern kooperiert – übrigens ein weiterer Grund, weshalb ich mich für diese Schule entschieden habe.

»»Döhler: Meine beste Freundin arbeitet in der Kinderpflege in Karlsruhe. Uns beiden ist aufgefallen, dass sie etwa bei dem Thema motorische Entwicklungsstörungen viel mehr in die Tiefe gegangen ist, wir hingegen haben es nur angerissen …

»»Katharina Kutzer: … unser Vorteil ist aber, dass wir alles als Grundbaustein lernen. So sind wir auf unterschiedlichste Situationen gut vorbereitet. Kinder liegen heute beispielsweise oft zusammen mit Erwachsenen auf einer Station, weil es gar nicht mehr so viele pädiatrische Fälle gibt – da ist es gut, sich auch mit Älteren auszukennen.

»»Nicole Döhler: Das ist überhaupt das Gute an unserer Schule, dass sie auf aktuelle Situationen reagiert, wir Vorschläge machen können und diese dann möglicherweise ich den Lehrplan aufgenommen werden. Jetzt haben wir uns zum Beispiel auch mit dem Thema Flüchtlinge beschäftigt und, klar, wir lernen auch Nursing English.

»»Christina Maddocks: Aber warum nicht auch ein wenig Türkisch, Arabisch oder Russisch, haben wir gefragt? Wenn man den Patienten in seiner Muttersprache nur ein paar Dinge fragen kann – etwa: „Ist Ihnen übel?“ – dann schafft das viel Vertrauen.

Das ausführliche Interview finden Sie hier im Magazin.

Text und Foto: Kerstin Gaede

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