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Foto: mdjaff / freepik

Advanced Nursing Practice

Für alle, die beides wollen: Studium und Patientenkontakt

Ein Pflegestudium hat in Deutschland bisher immer bedeutet: weg vom Patienten. Doch jetzt nimmt das Studium „Advanced Nursing Practice“ Fahrt auf. Auch die Betätigungsfelder nehmen zu – beispielsweise in der Rheinhessen-Fachklinik Alzey.

Der demografische Wandel bringt nicht nur immer mehr Patienten mit mehreren chronischen Erkrankungen und damit auch komplexen Pflegebedarfen mit sich. Auch die gesellschaftlichen Ansprüche an die Qualität der Pflege steigen. In Ländern wie Kanada, den USA, Australien und Neuseeland gibt es das Konzept der akademisch ausgebildeten Pflegefachpersonen schon seit vielen Jahren. Im deutschsprachigen Raum können Pflegefachpersonen erst seit einiger Zeit das Studium zur Advanced Practice Nurse (kurz APN, zu Deutsch Pflegeexperte APN) absolvieren. Im Gegensatz zu bisherigen Studiengängen im Pflegebereich beinhaltet ihre Tätigkeit auch nach erfolgreichem Studienabschluss die Arbeit mit den Patienten. „In der Pflege brauchen wir akademisch ausgebildete Fachkräfte, die jedoch trotzdem noch praxisbezogen arbeiten können“, erklärt Celine Schmitt, Leiterin der Stabsstelle Pflegeentwicklung in der Rheinhessen-Fachklinik Alzey, Landeskrankenhaus (AöR). Sie ist dort unter anderem für die Betreuung und Einsatzmöglichkeiten der Studierenden zuständig.

Wo Bachelor-Absolventen arbeiten und wo Master

Es arbeiten auch schon erste Absolventen des Studiengangs im Landeskrankenhaus. Wo sie diese einsetzt, entscheidet Celine Schmitt auch anhand des erreichten Abschlusses. „Unsere Pflegeexperten mit Bachelor setzen wir auf Stationsebene ein, wo sie für einen festen Bereich zuständig sind, beispielsweise auf einer unserer Stationen für Gerontopsychiatrie. Absolventen mit APN-Master können auch übergreifend arbeiten, also dann auch für zwei oder drei Stationen verantwortlich sein. Zudem übernehmen sie meistens komplexere Aufgaben und sind teilweise weisungsbefugt.“

„Das ist das Gute an diesem Studiengang. Die Mitarbeiter gehen uns für den Pflegealltag nicht verloren, sondern werden explizit dafür weiterqualifiziert.“

Künftig soll in jedem Behandlungsbereich des Landeskrankenhauses eine APN arbeiten, um dort die Patientenversorgung zu unterstützen und weiterzuentwickeln. Vielen von ihnen ist der direkte Kontakt zum Patienten weiterhin sehr wichtig.

Ein Vorteil: ANP-Studium ist berufsbegleitend möglich

Sie sieht bei den Pflegefachpersonen ein hohes Interesse an Weiterbildung. Zwar strebe nicht jeder ein Studium an, doch viele sehen auch die Chancen einer akademisierten Ausbildung. Ein erweiterter Kompetenzbereich, persönliche und fachliche Weiterentwicklung und nicht zuletzt bessere Verdienstmöglichkeiten sind für die Mehrheit entscheidende Argumente. „Dadurch, dass das Studium zur APN weitestgehend berufsbegleitend möglich ist, müssen die Studierenden während dieser Zeit nicht auf ihr geregeltes Einkommen verzichten. Ein wichtiger Punkt, der in der Vergangenheit bei reinen Vollzeit-Studiengängen doch einige abgeschreckt hat“, erzählt Celine Schmitt. Der Verdienst nach bestandenem Studium orientiert sich hauptsächlich am Aufgabenbereich. Da APN auch weiterhin im Schichtdienst arbeiten können, sind dazugehörige Zulagen weiterhin möglich. Die meisten Studierenden sind weiblich, doch es gibt verstärkt Zulauf von männlichen Pflegefachpersonen. Die typische Altersklasse liegt zwischen 19 und 25 Jahren. Es gibt aber auch einen beachtenswerten Anteil an Quereinsteigern: „Diese sind dann häufig etwas älter, aber natürlich sehr willkommen, da sie meist auch mehr Berufserfahrung mitbringen.“

APN können auch in der ambulanten Pflege arbeiten

Ihre Kollegin Ivonne Ledtermann hat ihren Masterabschluss in Mainz an der Katholischen Hochschule abgelegt und ist als APN im ambulanten Bereich tätig. „Besonders gefällt mir, wie vielfältig und abwechslungsreich mein jetziger Job ist“, erzählt sie. Neben der Leitung verschiedener Gruppenangebote für Patienten übernimmt sie an der Seite von Ärzten in mehreren Heimen die Pflegevisite. Außerdem entwickelt sie Konzepte für die Pflegepraxis und arbeitet an fachspezifischen und wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Dazu kommen gelegentliche Schulungen von Pflegekräften und Kurzvorträge bei Tagungen. Seit Kurzem hat sie zudem einen Lehrauftrag zum Thema „Gesundheitsförderung“ an der Katholischen Hochschule. An ihre eigene Studienzeit erinnert sich Celine Schmitt gern. „Es hat viel Spaß gemacht, auch wenn es natürlich streckenweise schon anstrengend war.“ Neben Studium und Arbeit durften auch ihre beiden Kinder nicht zu kurz kommen. „Die Absprache mit Kollegen und Vorgesetzten ist dann ganz wichtig. Mir wurden viele Freiräume eingeräumt, wenn beispielsweise Prüfungen anstanden.“ Für sie vereint der Beruf als Advanced Practice Nurse viele Vorteile: „Ich kann mir einen großen Teil meiner Arbeit selbstständig einteilen und es wird durch die vielen Einsatzmöglichkeiten nie langweilig.“ Der Beruf beinhalte alles, was sie gerne macht: Arbeit am Patienten, konzeptionelle Tätigkeiten und der enge Austausch mit Kollegen aus unterschiedlichen Bereichen. „Ich kann das Studium nur empfehlen, es lohnt sich!“ (mt)

Auf einen Blick

Studiengang Advanced Nursing Practice Forschung und Praxis

  • Studiendauer: Bachelor 5 bis 6 Semester, Master weitere 4 bis 6 Semester
  • Voraussetzungen: Pflegefachfrau/-mann (Altenpfleger*in/Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger*in/Gesundheits- und Krankenpfleger*in) mit mindestens 2 Jahren Berufserfahrung. Ohne (Fach-)Abitur, akzeptieren viele Hochschulen alternativ eine zusätzliche Prüfung oder eine bestimmte Anzahl weiterer Berufsjahre.
  • Studienformen: Überwiegend berufsbegleitend mit Vorlesungen und Seminaren an Wochenenden oder in mehrtägigen Blöcken. Vor allem als Masterstudium aber auch in Vollzeit möglich.
  • Mögliche Arbeitgeber: Krankenhäuser, ambulante Pflegedienste, stationäre Pflegeeinrichtungen, Reha-Kliniken, Sozialdienste, Sozialversicherungsträger, wissenschaftliche Forschungseinrichtungen.
  • Tätigkeitsfelder: Bedside-Pflege, Unterstützung bei der Diagnostik, Planung und Durchführung von therapeutischen und rehabilitativen Maßnahmen, Teamleitung, Erstellung von Präventions- und Versorgungskonzepten, Mitarbeit an wissenschaftlichen Arbeiten und Forschung, Schulungen und Vorträge für Pflegekräfte und Studenten.
  • Verwandter Studiengang: „Forschung und Praxis in Gesundheit und Pflege“

Lesen Sie hier die digitale Ausgabe 32 des Magazins der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz:

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