Image
Éberton Gomes da Silva ist Altenpfleger im Seniorenheim Marienburg in Kempenich.
Foto: Bernhard Risse
Éberton Gomes da Silva ist Altenpfleger im Seniorenheim Marienburg in Kempenich.

Porträt Covermodel

„Emotionale Nähe ist, was für mich zählt“

Krankenpflege oder Altenpflege? Darüber musste der Brasilianer Éberton Gomes da Silva nicht lange nachdenken, als er vor drei Jahren seine Pflegeausbildung in Rheinland-Pfalz abschloss.

Éberton Gomes da Silva weiß, wie sich Aufbruchstimmung anfühlt. 2011 flog der Brasilianer zum ersten Mal nach Deutschland, für einen Urlaub und einen Besuch bei seiner Tante im Westerwald. Noch während der Reise wurde ihm klar: Hier will ich leben. Er zog ins rheinland-pfälzische Altenkirchen, absolvierte einen Intensivsprachkurs und begann ein Jahr später die Ausbildung zum Pflegehelfer. „Natürlich war es am Anfang nicht ganz so leicht, wie es heute vielleicht klingt. Ich sprach kein Wort Deutsch und hatte häufig starkes Heimweh“, sagt Gomes da Silva. „Dennoch war es richtig, meinem Gefühl zu folgen. Inzwischen bin ich hier wirklich zu Hause, habe mir ein neues Leben aufgebaut, mit einer glücklichen Beziehung und einem schönen Freundeskreis.“

Und auch beruflich ist der 35-Jährige angekommen. Seit 2021 arbeitet er als Altenpfleger im Seniorenheim Marienburg in Kempenich, einer Einrichtung des kirchlichen Trägers ctt. Dort betreut er auf seiner Etage 31 der insgesamt 61 Bewohner. Menschen, um die er in den Hochphasen der Corona-Pandemie mehr Sorge hatte als um sich selbst. „Gerade zu Beginn wusste doch niemand, welche Krankheit da auf uns zukam. Keiner konnte sagen, wie wir die Menschen, für die wir verantwortlich sind, schützen oder behandeln sollten. Damals spürte ich viel mehr Angst vor dem Unbekannten als bei meiner Auswanderung“, so Gomes da Silva.

Die Großmutter brachte Éberton Gomes da Silva auf den Pflegeberuf

Die Befürchtung, etwas falsch zu machen, wog für Éberton Gomes da Silva schwer, er fühlt sich den Bewohnern sehr verbunden. Diese emotionale Nähe ist auch der Grund, warum er sich nach einem Klinik-Praktikum für die Altenpflege entschieden hat. „Mir tut die Beziehung zu den Menschen gut. Zu uns kommen sie, um zu bleiben. Anders als im Krankenhaus kann ich jeden Einzelnen wirklich kennenlernen und verstehen, was er auch in seinem Alltag braucht.“ Kraft gaben dem Südamerikaner in dieser Zeit die Gespräche mit seiner Großmutter. „Sie ist meine Inspiration, stärkt mich und hilft mir, auch in schwierigen Phasen durchzuhalten." Dass sie in seinem Heimatland als Krankenschwester arbeitete, habe ihn überhaupt erst auf den Beruf neugierig werden lassen. „In Brasilien wohnten wir zusammen, sie erzählte mir immer viel von ihren Diensten. Heute macht es meine Großmutter stolz, dass ich wie sie in die Pflege gegangen bin.“

Er freut sich auf die Weiterbildung zur Wohnbereichsleitung  

Rückhalt findet Gomes da Silva auch bei seinen Kollegen und Vorgesetzten: Dass er auf sein Team vertrauen kann, erfüllt ihn immer wieder mit Zuversicht. Die Lage ist zwar noch nicht entspannt, da sich weiterhin Bewohner mit dem Coronavirus infizieren. Doch die Angst aus der Anfangszeit begleitet seinen Alltag nicht länger. „Durch die Erfahrungen der vergangenen Jahre sind alle ruhiger geworden, auch die Angehörigen.“ Zeit also für einen hoffnungsfrohen Blick in die Zukunft? Ja, und da schwingt dann auch wieder ein bisschen Aufbruchstimmung mit, denn beruflich will Gomes da Silva bald den nächsten Schritt nach vorn machen: Im Mai geht es für ihn los mit der Weiterbildung zur Wohnbereichs-/Pflegedienstleitung. (lin)

Lesen Sie hier die digitale Ausgabe 32 des Magazins der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz:

Das könnte Sie auch interessieren...