Liebe Leserin, lieber Leser!
Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte.“ Das sagte Altbundespräsident Gustav Heinemann, auch wenn der damit die Pflege garantiert nicht gemeint hat. Seine Worte sind aktuell und passend: Veränderung muss her! Und zwar grundlegend, sonst verlieren wir mehr, als wir gewinnen könnten. Mit der Generalistik wurde 2020 die größte Reform der Pflegeberufeausbildung seit Gründung der Bundesrepublik angeschoben. Aus drei mach eins, so war das erklärte Ziel, und das war auch dringend nötig. Mit einer kompetenzorientierten Pflegeausbildung werden Pflegefachpersonen besser auf immer komplexer und vielschichtiger werdende Berufsanforderungen vorbereitet.
2023 starten nun die ersten generalistisch ausgebildeten Pflegefachpersonen in den Beruf. In unserem Schwerpunktthema ziehen wir eine kleine Zwischenbilanz des großen Veränderungsprozesses. Der neue, der generalistische Weg gilt Befürwortern als hochwertige, zeitgemäße und zukunftsfähige Pflegeausbildung, die pflegerische Handlungskompetenz wieder ins Zentrum rückt, die ein professionelles Selbstverständnis (z. B. durch die Vorbehaltenen Tätigkeiten) stärkt und die zudem europaweit anerkannt ist.
Die steigende Zahl an Auszubildenden in der Pflege seit 2020 ist ein gutes und wichtiges Signal. Auch berichten viele Schulen und Ausbildungsbetriebe positiv über die ersten knapp drei Jahre. Gleichzeitig gibt es auch Kritisches: Insbesondere aus der Kinderkrankenpflege kommen aus meiner Sicht nachvollziehbare Klagen, dass die fachliche Vertiefung in der Praxis nicht ausreichend ist, um Qualitätsstandards weiterhin erfüllen zu können.
Für die Zukunft bleiben aber auch offene Fragen und damit Handlungsbedarf: Wie sehen Fort- und Weiterbildung für Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner in Zukunft aus? Wie entwickelt oder verändert sich die Pflegequalität? Zwei von vielen Fragen, mit denen wir uns als Pflegekammer ausführlich beschäftigen werden.
Wir sehen bis hierhin erste positive Entwicklungen, kritische Anmerkungen und noch viele offene Fragen. Es bleibt spannend.
Ihr Christoph Becker