Ein Fachkräftemangel wie auch eine desolate Ausfinanzierung stellen derzeit für viele Kliniken in Rheinland-Pfalz eine große Bedrohung dar. Wenn dann auch noch Gewinnmaximierungsphantasien hinzukommen, entsteht ein teuflischer Mix. Daher muss dringend geprüft werden, welche Perspektiven der jeweilige Standort hat und wie die Versorgung der Region ausreichend gesichert wird. Wenn eine Einrichtung nach Ansicht der Politik vor Ort zwingend erforderlich ist, muss notfalls auch die Kommune bzw. der Kreis hier finanziell und trägerbezogen Verantwortung übernehmen. Sonst ist nicht auszuschließen, dass die Versorgungsrisiken für Patienten weiter zunehmen.
Ökonomisierungsdruck ist falsch
Wir können nicht oft genug betonen, dass der Ökonomisierungsdruck falsch und giftig für das gesamte Gesundheitswesen ist. Bei der Gesundheitsversorgung wie auch bei der Pflegeversorgung handelt es sich nach unserer Auffassung um staatliche Hoheitsaufgaben. Gewinne sollte man zukünftig nur noch ganz begrenzt aus dem System herausnehmen dürfen. Stattdessen müssen diese vor allem in die jeweiligen Einrichtungen reinvestiert werden, bevor andere Unterstützungsmaßnahmen zum Tragen kommen. Dabei muss es selbstverständlich auch Instrumente geben, die eine Verschwendung vermeiden, damit nicht unnötig öffentliche Gelder genutzt werden. Die anstehende Krankenhausreform muss auch eine umfassende Finanzierungsreform werden. Daneben muss auch im deutschen Gesundheitswesen die Rolle von institutionellen Kapitalinvestoren kritisch bewertet werden.
Einrichtungen von Inflation betroffen
Es ist offensichtlich, dass Krankenhäuser, Pflegeheime und die weiteren Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens in hohem Maße von der Inflation betroffen sind. Die Bundesregierung agiert hier viel zu langsam und das geht auch zu Lasten des betroffenen Pflegepersonals und letztlich der Versorgungsqualität. Weiterhin müssen neben den gestiegenen Energiepreisen auch die inflationsbedingten Kosten aller Einrichtungstypen des Gesundheits- und Sozialwesens ausgeglichen werden. Ansonsten sind Insolvenzen verbunden mit einer großen Verunsicherung und Vertrauensverlust innerhalb der Belegschaft vorprogrammiert! Das Problem ist nicht neu. Schon vor der Corona-Pandemie ging es den Krankenhäusern bundesweit und auch in Rheinland-Pfalz schlecht. Das Kernproblem der Krankenhäuser, damals wie heute, ist ganz klar, dass die Politik den Kliniken seit Jahren immer weniger Geld zugesteht. Sollte sich dies nicht schnellstmöglich ändern, braucht es künftig keine Pandemie mehr, um das gesamte Gesundheitswesen in den Ruin zu treiben!
Leiharbeit ist problematisch
Auch beim Thema Leiharbeit muss sich einiges tun. Denn die Leiharbeit in der beruflichen Pflege ist sicher mehr als problematisch. Allerdings sollte man hier seitens der Einrichtungen klar Verantwortung übernehmen. Denn wer keine Leiharbeit möchte, der sollte sie auch nicht nutzen. Die Leiharbeitsproblematik wurde von den Einrichtungen selbst generiert, deshalb stehen diese nun auch in der Verantwortung. Jetzt geht es darum, die Arbeitsbedingungen vor Ort schnell und einrichtungsindividuell in allen Sektoren, die Pflege anbieten, zu verbessern und nicht auf die Politik zu warten. Anderenfalls wird die Leiharbeit weiter Aufwind bekommen und das bestehende Chaos wird nur größer!
Dr. Markus Mai, Präsident der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz
Lesen Sie hier die digitale Ausgabe 31 des Magazins der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz: