Jeder fünfte über 65-jährige Patient in deutschen Krankenhäusern leidet an Demenz, 40 Prozent weisen kognitive Störungen auf. „Bei diesen sehr vulnerablen Patienten reicht häufig schon die Aufnahme ins Krankenhaus, um Stress auszulösen, der zu einem Delir führt“, sagt Katharina Geschke, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Mainz. Um derartige Komplikationen zu verhindern, entwickeln immer mehr Akutkliniken hierzulande Strategien, um den besonderen Bedürfnissen von Menschen mit Demenz Rechnung zu tragen. Damit diese greifen, müssen die Betroffenen identifiziert und sichtbar gemacht werden.
Wie kann das funktionieren? Mit dieser Frage beschäftigten sich 20 Pflegefachpersonen, Ärzte und Psychologen bei dem Workshop „Screening und erkennbar machen von Menschen mit Demenz“ des Instituts Inverso in Mainz. Realisiert wurde der Workshop im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie des Landes Rheinland-Pfalz, das sich bereits seit 2013 mit vielfältigen Unterstützungsmaßnahmen für eine demenzsensible Versorgung im Krankenhaus einsetzt.
Demenz-Screening im Krankenhaus
Workshop-Leiter und Pflegepädagoge André Hennig spricht sich für ein strukturiertes Demenz-Screening aus. Das könnte so ablaufen: Im Rahmen der Anamnese stellt die Pflegefachperson bestimmte Alltagsfragen – zum Beispiel: „Wie alt sind Sie?“ oder „Wissen Sie, wo genau wir uns jetzt befinden?“ und beobachtet, wie sich der Patient in den ersten Stunden auf Station verhält.
Bei Auffälligkeiten folgen ein oder mehrere Schnelltests auf kognitive Einschränkungen, Demenz oder Delir. Zwar erlauben diese keine abschließende Diagnose, können aber Hinweise darauf liefern, ob der Patient besondere Bedürfnisse hat.
Demenz erkennbar machen – aber wie?
„Wie macht man nun die auf diese Weise identifizierten Patienten für die Klinikmitarbeiter erkennbar?“, fragt Hennig in die Runde. Die Antworten sind vielfältig, reichen von Vergissmeinnicht-Aufklebern in der Akte über rote Punkte auf der Fieberkurve, farbige Armbänder oder gekennzeichnete Tablettendosen. Viel Zustimmung erhält Gabriele Kielburger von der Stiftung Kreuznacher Diakonie. Dort vermerken die Mitarbeiter kognitive Beeinträchtigungen als Risikofaktor in der elektronischen Patientenakte, wodurch sie als Code auf dem Etikett erscheinen, den nur Eingeweihte entschlüsseln können.
Autorin: Kati Borngräber