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Gastkommentar von Valeriya Hündgen

Bitte mehr Professionalisierung!

Ein Kommentar  von Valeriya Hündgen, die Ende 2019 als Registered Nurse von Tel Aviv nach Koblenz gekommen ist. Sie arbeitet auf einer Intensivstation und schreibt eine Doktorarbeit über interkulturelle Kompetenz im Pflegeberuf.

Ich bin der Liebe wegen nach Deutschland gekommen. Mein Mann ist ebenfalls Pflegefachperson, Ich habe ihn 2016 während eines Schüleraustausches unserer beiden Bildungscampi in meinem Heimatland Israel kennengelernt. Dort habe ich zunächst an der Universität Tel Aviv von 2013 bis 2017 ein duales Bachelor-Studium zur Registered Nurse absolviert. In Israel ist es völlig normal, Pflege zu studieren, dies ist Grundvoraussetzung, um als Pflegefachperson zu arbeiten. Aus Begeisterung für diesen Beruf habe ich trotz Fernbeziehung ein Masterstudium angeschlossen.

In Israel ist der Krankenpflegeberuf sehr angesehen, deshalb hatte ich Angst, hier beruflich nicht glücklich zu werden. Doch seit Abschluss meiner Anerkennung im Dezember 2020 arbeite ich auf der Intensivstation im Katholischen Klinikum Koblenz-Montabaur und ich muss sagen, dass es mir dort sehr gut gefällt. Ich kann mich fachlich weiterentwickeln und das Wohlbefinden meiner Patienten positiv beeinflussen. Den Ärzten gegenüber fühle ich mich gleichwertig; Pflegepersonen und Ärzte arbeiten Hand in Hand und ich bringe meine pflegerische Expertise zur Sprache, um einen perfekten Mix zwischen Medizin und Pflege zu erarbeiten. Das Ergebnis ist ein optimales Therapieprogramm für den Patienten.

Allerdings musste ich feststellen, dass genau diese Arbeitsweise auf den peripheren Stationen verloren gegangen ist. Während meiner Anerkennungszeit habe ich bei zwei kurzen Einsätzen erlebt, wie wenig eine Pflegefachperson an der Therapieplanung beteiligt ist. Pflege ist ein entscheidender Faktor im Genesungsprozess des Patienten. Ich hatte das Gefühl, dass nur die Medizin eine Rolle spielte. Der Fokus unserer Arbeit lag teilweise auf Tätigkeiten wie Müllbeutel wechseln und verschiedene Aufräum- und Putzaktionen. Das schadet aus meiner Sicht dem Ansehen des Berufs.

Ich bin fest überzeugt, dass eine Akademisierung das Ansehen unseres Berufs steigert und dazu führt, dass Ärzte und Führungspersonen erkennen, wie wichtig gute Pflege ist.

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