Wir alle spüren die Auswirkungen der großen Ereignisse auf der Weltbühne. Krieg in der Ukraine, Rohstoffmangel und wirtschaftliche Engpässe führen zu steigenden Preisen und einem hohen Wertverlust unseres Geldes. Diese Entwicklungen wirken sich nicht nur auf unseren eigenen Geldbeutel aus, sondern verschärfen die Situation in der pflegerischen Versorgung, indem sie den Kostendruck auf ein System erhöhen, das ohnehin am Rand der Leistungsfähigkeit steht.
Einige Reformbemühungen haben das Vertrauen der Pflege in die Politik ansatzweise wiederaufgebaut. Seit dem 1. September werden Pflegeeinrichtungen im ambulanten und stationären Bereich nur noch zugelassen, wenn sie ihren Mitarbeitenden in der Pflege mindestens einen Lohn in Tarifhöhe bezahlen. Es ist eine längst überfällige Entwicklung in der Langzeitpflege, mit der Gehaltssteigerungen von bis zu 30 Prozent realisiert werden können.
Auch der Pflegebonus steht kurz vor seiner Auszahlung. Hier ist vieles nicht perfekt, worauf wir den Gesetzgeber mehrfach hingewiesen haben und einige Änderungen erreichen konnten. Der Bonus ist auch kein Ersatz für deutlich bessere Rahmenbedingungen und Gehälter, dennoch ist er eine verdiente Anerkennung der Leistungen der Pflege während der Pandemie.
Leider sind jedoch auch gänzlich falsche Signale durch die Bundespolitik zu beklagen. Eines davon ist ein Mitbestimmungsrecht des Finanzministers bei der Personalbemessung im Krankenhaus. Ein absolutes No-Go. Wenn wir die pflegerische Versorgung nicht am Bedarf der Patienten orientieren, sondern je nach Haushaltslage entscheiden, wird sich die Situation auf den Stationen noch weiter verschärfen. Die Pflegepersonalregelung (PPR), die wir immer als kritisch gesehen haben, wird so auch noch zum Instrument, Geld im Gesundheitssystem einzusparen. Natürlich auf Kosten der vielen Kolleginnen und Kollegen.
Wir müssen die unbequemen Wahrheiten über das marode System der pflegerischen Versorgung weiter in die Öffentlichkeit und nach Berlin tragen und den Abgeordneten unsere Lösungsansätze deutlich machen. Wenn sich die Bundesregierung dem nicht verschließt, gibt sie vielleicht auch wieder ein besseres Bild in der Gesundheitspolitik ab.
Helfen Sie mit, gehen Sie auf Bundes- und Landespolitiker in Ihren Wahlkreisen zu und werben Sie dafür, dass man unsere Pflege auch weiter auf dem Schirm hat und sich nicht nur unter „ferner liefen“ damit befasst!
Ihr Markus Mai
Mehr über die Arbeit der Landespflegekammer lesen Sie in der Ausgabe 30 des Magazins PFLEGEKAMMER: