Pflegekräfte haben ein höheres Risiko, sich mit Corona zu infizieren. Daran gibt es leider keinen Zweifel. Doch wie lässt sich das Übertragungsrisiko am besten senken? Reichen einfache Masken, wenn man nicht gerade am Patienten arbeitet oder müssen es immer FFP2-Filtermasken sein? Eine neue Übersichtsarbeit (Review) hat alle Studien zusammengetragen, die es zu dem Thema gibt. Das Ergebnis für Pflegefachpersonen ist unbequem, aber leider eindeutig: Am sichersten ist es, wenn während der gesamten Schicht FFP2-Filtermasken getragen werden.
Hier finden Sie die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts zum Tragen von Schutzkleidung bei der Pflege von Covid-19-Patienten
19 Masken-Studien wurden ausgewertet
Der Review umfasst insgesamt 19 Studien aus den Jahren 2008 bis 2019. Sie bezogen sich alle nicht auf das neue Coronavirus, sondern auf die bisherigen Varianten und auf Grippeviren. Dennoch sind sie durchaus auf das neue Virus übertragbar, da die Verbreitung vermutlich ähnlich verläuft. Untersucht wurden 3 verschiedene Szenarien: Der Gebrauch von Masken für die (gesunde) Allgemeinheit (8 Studien), für Pflegepersonal mit Kontakt zu Infizierten (6 Studien) und für erkrankte Patienten (5 Studien). Es wurden nur Studien eingeschlossen, die Probanden in mindestens zwei Gruppen einteilten (mit und ohne Maske oder mit verschiedenen Masken) und die Wirkung verglichen.
Ratsam: Maskentragen mit häufigem Händewaschen kombinieren
Für bisher gesunde Personen scheinen Masken einen gewissen Schutz vor Infektion zu bieten, vor allem wenn sie mit häufigem Händewaschen kombiniert werden. Welche Masken genau eingesetzt wurden, berichten die Autoren hier nicht. Vermutlich waren es aber Einmalmasken, weil Stoffmasken vor Corona kaum verwendet wurden.
Filtermaske kurz mal abnehmen? Besser nicht
Die Studien mit Pflegefachpersonen untersuchten den Gebrauch von einfachen medizinischen Masken und Masken mit Filterventil (N 95), die entweder durchgehend getragen wurden oder nur „gezielt“, also bei Patienten und Situationen mit erhöhtem Risiko. Geprüft wurde, wie viele Pflegefachpersonen sich selbst mit dem Corona- oder Grippevirus infizierten.
Wichtig: Die FFP2-Maske ohne Unterbrechung tragen
Ergebnis: Wirklichen Schutz bot nur eine durchgehend getragene Filtermaske. „Wenn die Maske nur gezielt angelegt wurde, bot das keinen Schutz“, fassen die Autoren zusammen, „und auch einfache medizinische Masken schützten nicht.“ Eine Studie aus Vietnam untersuchte auch Stoffmasken für Pflegepersonal. Doch diese schienen das Infektionsrisiko sogar stark zu vergrößern. „Dies gilt aber erstmal nur für diese Art von Stoffmasken mit dieser Art der Reinigung“, betonen die Autoren, „man kann es nicht für alle Stoffmasken verallgemeinern.“
Infektiöse Aerosole verbreiten sich im Zimmer
Die Ergebnisse pro dauerhafte Filtermaske zeigten sich in mehreren der untersuchten Studien. Dass es nicht ausreicht, die Filtermaske nur direkt am infizierten Patienten zu tragen, legen auch neuere Studien zu Covid-19 nahe. Denn diese stellten in der gesamten Raumluft der entsprechenden Zimmer infektiöse Aerosole fest, auch in mehr als 2 Meter Abstand, auch noch nach 3 Stunden. „Die Annahme, dass sich Pflegefachpersonen vor allem bei riskanten Patientenkontakten infizieren, lässt sich also nicht belegen“, betonen die Autoren, „die Infektion passiert vermutlich eher dann, wenn sie nicht damit rechnen.“ Etwa, wenn sie nur mal kurz durch einen Notfallraum gehen, in dem infektiöse Aerosole schweben.
Allgemeiner Gebrauch von Masken extrem wirksam
Für infizierte Patienten scheint bereits eine einfache medizinische Maske auszureichen, um die Verbreitung des Virus zu bremsen. Untersucht wurde hier aber nicht die Übertragung im Krankenhaus, sondern zu Hause oder im Alltag. „Der allgemeine Gebrauch von Masken hat daher vermutlich den größten Effekt auf die Entwicklung der Epidemie in der Gesellschaft“, schreiben die Autoren, „vor allem wegen des Risikos, das von Infizierten ohne Symptome ausgeht.“ Vielleicht überzeugt das noch den einen oder anderen Maskenverweigerer in Bus und Bahn. Denn auch diese sind letztlich ein Risiko für Pflegekräfte.
Hier geht es zur Studie: MacIntyre CR, Ahmad ChughtaiInt AA: J Nurs Stud. 2020 Aug;108:103629
Autorin: Heike Dierbach
(Ausgewählt hat die Studie Martin Dichter (Ph.D.), wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent für Evidence Based Nursing (EBN), examinierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Vorsitzender des DBfK Nordwest).